Braunschweiger Zeitung vom 7. September 2024

Dieses Graffiti haben Hauptschüler in Braunschweig gesprayt

Unter Anleitung von Künstler Jan »Arik« Franz aus Hamburg (mit Mütze) sprayten Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Sophienstraße ein großes Graffiti-Kunstwerk an die Außenwand ihrer Sporthalle.
© regios24 | Stefan Lohmann

Von Katja Dartsch

Braunschweig. Auf dem Schulhof der Hauptschule Sophienstraße prangt
nun ein riesiges Bild. Es steht für Freiheit, Respekt und Vielfalt.

Jeden Morgen, wenn die Schüler der Hauptschule Sophienstraße in
Braunschweig ihren Schulhof betreten, sehen sie die Sonne untergehen: Die Sonne versinkt im Meer und zaubert ein spektakuläres Farbenspiel von Lila bis Orangerot an den Himmel. Munter springt ein Delfin durchs Wasser; im Hintergrund ist die Freiheitsstatue im Hafen von New York zu erkennen.
Nein, die Schüler und Schülerinnen sind nicht übermüdet und stehen auch nicht unter Drogen: Der bezaubernde Sonnenuntergang ist auf der Außenwand ihrer Turnhalle zu sehen. Ein riesiges Graffiti von 13 Metern Länge und 2,20 Metern Höhe ist dort in den vergangenen Tagen entstanden.
Zu verdanken ist es den Jugendlichen der Klassen 8a, 8b und 8c. Unter der Anleitung von Streetart-Künstler Jan »Arik« Franz aus Hamburg und Simon Stapper vom Jugendzentrum Mühle haben sie das Bild entworfen und an die Wand gebracht.

Eine Welt, in der man gerne lebt, voller Respekt und Vielfalt

Zu verdanken ist es den Jugendlichen der Klassen 8a, 8b und 8c. Unter der Anleitung von Streetart-Künstler Jan »Arik« Franz aus Hamburg und Simon Stapper vom Jugendzentrum Mühle haben sie das Bild entworfen und an die Wand gebracht.
»Angelo jedenfalls hat seine neue Leidenschaft entdeckt«, sagt Jan Franz lachend und zeigt auf den 15-Jährigen, der hoch konzentriert mit der Spraydose hantiert. Angelo grinst und murmelt: »Das macht ja auch Spaß!« Dann zeigt Franz ihm, wie er die Übergänge noch ein bisschen besser gestalten kann, und der Schüler macht sich wieder an die Arbeit: Jetzt bekommt die Sonne ihre Farbigkeit!
Die Turnhallenwand war schon zuvor von einem großen Wandbild geschmückt: Es zeigte die Skyline einer Großstadt. Das Bild aber war in die Jahre gekommen und verblasst. Die Schüler wünschten sich außerdem ein anderes Motiv: eines, das mehr nach Urlaub ausschaut, eine Welt, in der man gerne lebt.
Aufgabe der rund 50 Jungen und Mädchen war es, sich zu überlegen, wie die Schule sein soll, die sie besuchen wollen. Es ging dabei um Werte. Respekt, Vielseitigkeit, Freiheit – all’ dies sind Werte, die den Jugendlichen wichtig sind. Das haben sie nun mit ihrem Bild sichtbar gemacht.

Schulsozialpädagoginnen und »Respekt Coaches« begleiten
Graffiti-Workshop

»Ich hoffe, dass es auch den anderen Schülern gefällt, die nicht beteiligt waren«, sagt Schülerin Marlin: »Wir haben uns Mühe gegeben!« Ihr war es wichtig, erzählt sie, dass es bei der Auswahl der Motive und Farben keinen Streit gibt. »Das haben wir geschafft. Es gab keinen Streit«, berichtet sie zufrieden.

Ziel erreicht, könnte man sagen – auch in Richtung der Schulsozialpädagoginnen Miriam Souihi und Lena Feilke sowie der »Respekt Coaches« Jenny Bohr und Christina Schmidt vom Caritasverband Braunschweig.
»Respekt Coaches«: Das ist ein Bundesprogramm in der Trägerschaft der Jugendmigrationsdienste zur Vorbeugung von Extremismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Dabei geht es auch darum, das Klassenklima zu verbessern, um gegenseitiges Zuhören und einen respektvollen Umgang. Die »Respekt Coaches« haben das Projekt an der Hauptschule Sophienstraße begleitet und mit rund 3700 Euro finanziert.
Eine Woche lang hat der Graffiti-Workshop gedauert, und die Jugendlichen haben ganz nebenbei viel über Hip-Hop-Kultur, über Streetart und verschiedene Graffiti-Grundschriften wie den Bubble Style gelernt. Dass es ihnen Spaß gemacht hat, beweist auch diese Tatsache: Als die Schule aufgrund der Hitze eher endete, sind einige freiwillig geblieben, um das Kunstwerk zu vollenden. Chapeau!